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Benjamin Netanyahu

Benjamin Netanyahugbs. Der frühere israelische Ministerpräsident, Benjamin («Bibi») Netanyahu, ist derzeit der schärfste Konkurrent von Ministerpräsident Sharon innerhalb der Likud-Partei. Der 53-Jährige hat erneut Ambitionen auf das Amt des Regierungschefs, dass es bereits von Juni 1996 bis Mai 1999 inne hatte.

Netanyahu wurde im Oktober 1949 in Tel Aviv als Sohn des Historikers und Judaisten Benzion Netanhayu geboren. Der Vater erzog seine beiden Söhne im revisionistischen Geist für ein «Grossisrael». Wegen dem Auslandaufenthalt seiner Eltern schloss Netanyahu das Gymnasium in den USA ab. Als 17-jähriger nahm er im Juni 1967 mit einer Sondergenehmigung in einer Antiterror-Eiliteeinheit am Sechs-Tage-Krieg teil. Nach Beendigung des Militärdienstes studierte er am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Es folgten Beratungs- und Managementposten in amerikanischen und israelischen Firmen.
Mit der Uno vertraut

Erste Erfahrungen auf dem internationalen Parkett machte Netanyahu 1982, als der damalige israelische Botschafter in den USA, Moshe Arens, ihn als zweiten Mann nach Washington holte. 1984 wurde er als der bis dahin jüngste Vertreter Israels zum Uno-Botschafter ernannt. Vier Jahre später wurde Netanyahu in die Knesset gewählt und diente drei Jahre lang in der Regierung der Nationalen Einheit von Shimon Peres und Yitzhak Shamir als stellvertretender Aussenminister. Der internationalen Öffentlichkeit zum erstenmal bekannt wurde Netanyahu als Sprecher der israelischen Regierung bei der Friedenskonferenz von Madrid im Jahr 1991.

Nach dem Wahldebakel des Likud 1992 wurde Netanyahu als Nachfolger Shamirs zum Parteichef gewählt. Er sanierte innert kurzer Zeit die Partei und verstand es, interne Rivalitäten durch grosszügige Zusagen zu überbrücken. Nach den Parlamentswahlen im Mai 1996, die keinen klaren Gewinner hervorbrachten, gelang es Netanyahu, eine aus sechs Parteien bestehende Koalitionsregierung zu bilden. Im Juni 1996 wurde Netanyahu als israelischer Premierminister vereidigt.
Gewiefter Taktiker

Bereits einen Monat später stellte er jedoch die Hoffnungen auf ein friedliches Zusammenleben von Israeli und Palästinensern wieder in Frage, als er den Baustopp für israelische Siedlungen im Westjordanland und im Gazastreifen aufhob. Nach einer Einigung bei einem Gipfeltreffen im amerikanischen Wye bei Washington mit Palästinenserführer Arafat im Oktober 1998 setzte Netanyahu seine Verzögerungstaktik fort, indem er mit immer neuen Bedingungen die Realisierung des Abkommens in Frage stellte. Netanyahu hatte beim Gipfel einen israelischen Truppenrückzug aus weiteren 13 Prozent des Westjordanlandes zugesagt. Arafat hatte sich im Gegenzug zur Streichung von antiisraelischen Klauseln aus der PLO-Charta verpflichtet. 

Durch zahlreiche Krisen, die auch durch haltlose Versprechen Netanyahus an seine ultarechten Anhänger und engen Parteifreunden verstärkt wurden, schrumpfte schliesslich die Position seiner Regierung in der Knesset auf eine hauchdünne Mehrheit zusammen. Trotzdem wurde Netanyahu im Januar 1999 erneut zum Chef des Likud-Blocks und damit zum Spitzenkandidaten seiner Partei gewählt. Bei der Wahl des Regierungschefs im Mai 1999 unterlag Netanyahu dann aber deutlich seinem Gegenkandidaten Ehud Barak von der Arbeitspartei. 
Eitel und eloquent

Netanyahu ist ein Politiker nach amerikanischem Muster und versteht es meisterhaft, sich - seitenrichtig abgelichtet - in knappen, fernsehgerechten Formulierungen auszudrücken. Er ist gegen die Gründung eines eigenen Palästinenserstaates. Der Politiker ist zum dritten Mal verheiratet und hat insgesamt drei Kinder.

Nachhaltig geprägt wurde Netanyahu durch der Tod seines älteren Bruders Jonathan, der 1976 als einziger Israeli ums Leben kam, als das von ihm befehligte Kommando bei der spektakulären Entebbe-Operation von PLO-Terroristen in einer Air-France-Maschine festgehaltene jüdische Geiseln befreite.

NZZ Online   5. November 2002